BW 04/2022 - Fachkräfte

Gesünder und motivierter

Bildungsurlaub heißt jetzt Bildungszeit und kann neuerdings auch für ehrenamtliche Tätigkeiten eingesetzt werden
Bildungsurlaub“ heißt seit Kurzem in Berlin „Bildungszeit“. Sie kann für berufliche Weiterbildung genutzt, aber auch für politische Bildung oder – ganz neu – für ehrenamtliches Engagement eingesetzt werden. Ziel der Umbenennung und Ausweitung des Berliner Gesetzes ist eine deutliche Steigerung der Akzeptanz und Inanspruchnahme des Instruments bei Beschäftigten, deren kollegialem Umfeld und Arbeitgebern. Denn in nationalen Erhebungen zu berufsbezogener Weiterbildung belegt Berlin den letzten Platz. Nur etwa jeder zehnte Erwachsene in Berlin nimmt regelmäßig an Weiterbildungen teil, wie die aktuelle OECD-Studie „Zukunftssichere Erwachsenen- und Weiterbildung in Berlin“ zeigt. In Städten wie Helsinki, Stockholm oder Zürich sind es dagegen über 30 Prozent.
Dabei ermöglicht „Bildungszeit“, außerhalb der üblichen Alltagsabläufe zu lernen, die eigene Arbeits- und Lebens-situation besser zu erkennen und sich persönlich weiterzuentwickeln. „Den Mehrwert von Bildungszeit verinnerlichen auch immer mehr Unternehmen“, sagt Lara Körber, Mitgeschäftsführerin der A-Z Bildungszeit GmbH. „Langfristig kann man nämlich davon ausgehen, dass Mitarbeitende, die Bildungszeit in Selbstverantwortung buchen, gesünder, motivierter und informierter sind. Das ist ein Zugewinn für jede Firma und kann Leistung, Produktivität und das Betriebsklima positiv verbessern.“
Bildungszeit nutzen Bildungszeit
ist der gesetzliche Anspruch von Arbeitnehmern auf zehn Tage Freistellung innerhalb zweier aufeinanderfolgender Kalenderjahre zur Wahrnehmung anerkannter Weiterbildungen. Seminarkosten tragen die Arbeitnehmer, der Betrieb stellt bezahlt frei. Weitere Infos unter: berlin.de, Suchbegriff „Bildungszeit“.
Deshalb rät sie auch Unternehmen, die bildungszeitfreundlich sein wollen, intern und extern offen zu kommunizieren, dass die Förderung keine Fehlzeit ist, und verweist auf folgende Pluspunkte: Eine Pro-Bildungszeit-Arbeitskultur vermittelt Wertschätzung und kann helfen, die Fluktuation von Fachkräften zu minimieren. Bildungszeit kann gegen innere Kündigungenwirken sowie die Begeisterung für „lebenslanges Lernen“ und die Motivation im Job stärken. Außerdem ist es beruflich hochprofessionell, sich um seine mentale und physische Gesundheit zu kümmern. Deshalb sind Beschäftigte, die aktiv in ihre Gesundheit investieren, eine starke Ergänzung zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement. Und in Summe betrachtet, ist die Sensibilisierung für die Nutzung von Bildungszeit und gesteigerte Qualifizierungsunterstützung auch ein wichtiger Wettbewerbs- und Standortfaktor für die Berliner Wirtschaft.
Das vom Land Berlin geförderte Start-up hat die erste bundesweite Buchungs- und Aufklärungsplattform für Bildungsurlaub gegründet, betreibt die Seite bildungsurlauber.de und steht in engem Austausch mit Bildungssuchenden sowie Personalverantwortlichen.

von Stefanie Dümmig