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Quereinsteiger

Quereinsteiger


Zuletzt aktualisiert: 16. Oktober 2023

Lesen Sie, warum Sie Quereinsteiger als berufs- und/oder branchenfremde Talente im Blick haben sollten. Wir zeigen Ihnen, wie der Quereinstieg in Ihrem Unternehmen gelingen kann.

Diversity Management beschreibt ein ganzheitliches Konzept zum gewinnbringenden Umgang mit personeller und kultureller Vielfalt in Unternehmen. Auch Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen gehören zu einer diversen Belegschaft, fallen aber bei der Personalauswahl noch oft durchs Raster. Noch immer kursiert teilweise das Vorurteil, sie seien nicht qualifiziert und kompetent genug. Dabei bringen Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen etwas ganz Wichtiges mit: den Blick über den Tellerrand.

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Was bedeutet Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen und wie häufig ist der Quereinstieg?

Als Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen werden Personen bezeichnet, die in ein neues Betätigungsfeld bzw. eine fremde Branche wechseln, ohne dafür eine (berufliche) Ausbildung absolviert zu haben. Sie bringen als berufs- oder branchenfremde Kandidaten und Kandidatinnen neue Perspektiven und Know-how ein, die einer Betriebsblindheit entgegenwirken und neue Märkte erschließen können. Heterogene, multidisziplinäre Teams fördern zudem kreative Lösungen und Innovation im Unternehmen. Vier von zehn Fachkräften haben Erfahrungen mit einem Quereinstieg: 41,5 % der Fachkräfte haben schon einmal den Beruf gewechselt. Das ergibt eine Untersuchung im Auftrag von meinestadt.de: Dazu hat das Marktforschungsinstitut respondi 2.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung online befragt.

 

Download-Material zum Thema Quereinsteiger

 

Was sind die Vorteile von Quereinsteigenden? 

In der heutigen agilen Arbeitswelt verlieren starre Strukturen und Routineaufgaben an Bedeutung. Die Automatisierung von Teilbereichen, neue Technologien sowie Berufe weichen klassische Einstellungskriterien auf und fordern stattdessen Soft Skills wie Lernkompetenz, Problemlösungsfähigkeit und Flexibilität. Fähigkeiten und Werte, die Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen oftmals mitbringen. Aufgrund ihrer Lebens- und Berufserfahrungen verfügen sie darüber hinaus oft über eine starke Persönlichkeit, die im Umgang mit schwierigen Situationen im Alltag Vorteile mit sich bringen kann. Und Fachwissen ist erlernbar. Persönlichkeit und soziale Fähigkeiten dagegen nur bedingt. Hinter dem Berufs- und Branchenwechsel steht zudem oft ein großes Interesse am neuen Bereich und damit verbunden eine hohe Motivation.  

Wie rekrutiere ich erfolgreich Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen? 

Um potenzielle Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen zu finden, sind folgende Punkte hilfreich: 

Seien Sie offener gegenüber bestimmten Qualifikationen und gestalten Sie Ihre Stellenanzeigen einladend für Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen 

  • Formulieren Sie Ihre Stellenanzeigen nicht zu engmaschig.  
  • Seien Sie offener gegenüber verschiedenen Qualifikationen und nicht linearen Lebensläufen.  
  • Kennzeichnen Sie Voraussetzungen, die bei Stellenantritt zwingend vorhanden sein sollten, und bieten Sie Weiterbildungen an, um Kenntnisse nachträglich zu erwerben. 
  • Vermitteln Sie Ihre Bereitschaft für spezifische Belange Lösungen anzubieten, z. B. in Hinblick auf flexible Arbeitszeiten und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. 
  • Machen Sie in Ihrer Stellenanzeige deutlich, dass ein Quereinstieg möglich und erwünscht ist, welche Vorteile Sie bei der Zielgruppe sehen und schätzen.  

Der Heizungsbaubetrieb Faupel setzt auf ein neues Quereinsteiger-Programm – und schult einen Mitarbeiter in wenigen Monaten zum Wärmepumpen-Spezialisten.

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Machen Sie Quereinsteiger mit passenden Kompetenzen ausfindig 

Es kann sinnvoll sein, Berufe zu identifizieren, die ähnliche Qualifikationen erfordern wie in ihrem gesuchten Fachkräftebereich und diese Zielgruppen proaktiv anzusprechen. 
Innovative HR-Tools und Best Practices können zudem Personalverantwortliche dabei unterstützen, Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen mit passenden Kompetenzen und Soft Skills ausfindig zu machen. Dank Internet und Big Data können KI-basierte Programme helfen, ganzheitliche Potenzialanalysen auszuführen und selbst passive Kandidaten und Kandidatinnen gezielt zu erreichen. 

Wecken Sie das Interesse von Quereinsteigern über soziale Medien 

Jobsuchende sind häufig immer noch auf traditionelle Qualifikationen und Karrierechancen konditioniert. Bei Active Sourcing geht es darum, Zielgruppen über eine persönliche, direkte Ansprache auf Ihre Suche aufmerksam zu machen, ihr Interesse zu wecken und mit ihnen in einen Dialog zu treten. Die Rekrutierung über die sozialen Medien kann dazu beitragen, Ihre Zielgruppe leichter zu finden und ihr ein genaueres Bild von Ihrer Branche/Ihrem Jobprofil zu vermitteln.

Lesen Sie dazu auch: Social Media für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) - KOFA

 

Ermöglichen Sie Diversity-Trainings auch für Personalverantwortliche 

Rekrutieren Sie nicht nur Personen, die Ihnen ähnlich sind. Trainings zu Diversity für Personalverantwortliche sind hilfreich, um unbewusste Denkmuster (unconscious Bias) zu überwinden und offener für Andersartigkeit zu werden. 

Schauen Sie auch innerhalb Ihrer Belegschaft nach bisher ungenutzten Potenzialen 

Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Lernbereitschaft und Flexibilität des bereits angestellten Personals. Fördern und bieten Sie daher aktiv Programme für lebenslanges Lernen und internes Recruiting an. 

Was sollten Sie beachten, damit der Quereinstieg erfolgreich ist? 

Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen einzustellen kann auch zur Herausforderung werden, wenn es durch mangelnde Einarbeitung zu Fehlern, Teamkonflikten oder erhöhtem Leidensdruck kommt.  Für eine erfolgreiche Integration von Quereinsteigenden gibt es kein universelles Patentrezept. Folgende Punkte können jedoch wesentlich dazu beitragen, dass der Quereinstieg erfolgreich ist: 

Initiieren und gestalten Sie ein Erwartungsmanagement

Bevor Sie freie Stellen mit Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen besetzen, sollten Sie sicherstellen, dass sich der Bewerber und die Bewerberin eine realistische Vorstellung von dem Job, den neuen Kollegen und Kolleginnen sowie insgesamt der neuen Umgebung machen konnte. Im Jobinterview sollten auch Fragen zur kulturellen Passung miteinbezogen werden, wie z. B. 

  • Beschreiben Sie die Arbeitsumgebung, in der Sie aufblühen. 
  • Welcher Führungsstil bringt das Beste in Ihnen hervor? 
  • Was schätzen Sie besonders an Ihrem engsten Freund, Ihrer engsten Freundin? 
  • Beschreiben Sie Ihren idealen Arbeitstag. 
  • Wenn Sie in einem Team arbeiten, was ist Ihre bevorzugte Rolle? 

Weiterhin kann es sinnvoll sein, dass Sie künftige Kolleginnen und Kollegen in den Bewerbungsprozess einbeziehen. Über informelle Gespräche z. B. über Interessen und Vorlieben können Sie herauszufinden, ob die „Chemie stimmt“. Zu empfehlen sind zudem je nach Branche und Jobprofil Praktika und/oder Probearbeitstage, so dass der Bewerber oder die Bewerberin eine realistische Vorstellung vom zukünftigen Aufgabenprofil erhalten kann.  

Schaffen Sie Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildungen 

Ein gewichtiger Punkt bei der Gewinnung und Bindung von Quereinsteigern, Quereinsteigerinnen ist das Angebot für Aus- und Weiterbildung. Häufig können Sie relevante Arbeitsmarktinstrumente für einen Quereinstieg in bestimmten Berufen nutzen. Dazu gehören beispielsweise Förderprogramme für Qualifizierungsmaßnahmen: Fördermaßnahmen in der Weiterbildung. Ein wichtiges Instrument können auch Teilqualifikationen (TQ) sein. Über eine TQ können einzelne Module eines Ausbildungsberufs erlernt werden. Über die Summe der Module kann auch nachträglich ein Ausbildungsabschluss erlangt werden. Empfehlenswert sind „On-The-Job-Trainings“ in Form von begleitenden, intensiv betreuten Schulungsprogrammen, die sowohl theoretische Inhalte vermitteln als auch die praktische Umsetzung im Betrieb.  Wenn Quereinsteiger, Quereinsteigerinnen die Chance auf Weiterbildung erhalten und ihre Selbstwirksamkeit erleben, trägt das auch dazu bei, die Motivation aufrechtzuerhalten. Mögliche Mehrkosten rentieren sich auf Dauer in Form von motivierten, anpassungsfähigen und qualifizierten Mitarbeitenden. Vertiefende Informationen zur Qualifizierung finden Sie hier. Weitere Information zum Thema betriebliche Weiterbildung erfahren Sie hier.

Arbeitgeberattraktivität steigern, Fachkräfte gewinnen und erfolgreicher zusammenarbeiten: Diversity hat viele Vorteile für Ihr Unternehmen. Wir geben Ihnen einfache Tipps, wie Diversity Management in Ihrem Unternehmen gelingt.

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Achten Sie auf die (Weiter-) Entwicklung einer passende Führungs- und Unternehmenskultur 

Für eine erfolgreiche Gestaltung von Vielfalt ist die Unternehmenskultur in Ihrem Betrieb ein entscheidender Erfolgsfaktor. Es bedarf vor allem seitens der Geschäftsführung und Führungskräfte nicht nur der Zustimmung, sondern vor allem der Überzeugung, dass Vielfalt in der Belegschaft gewollt ist und für das Unternehmen einen Mehrwert hat.  Dazu gehört unter anderem ein respektvoller Umgang miteinander, die Toleranz unterschiedlicher Meinungen sowie die Akzeptanz und Wertschätzung neuer Perspektiven und Ideen. Eine Vielfalt-Strategie braucht für ihren Erfolg vor allem ein authentisches (Vor-) Leben der Führungskräfte. 

Sensibilisieren und schulen Sie ihre Führungskräfte über Diversity-Trainings für den Umgang mit Vielfalt. Es braucht Führungskräfte, die sich der Unterschiede innerhalb von Teams im Denken, Handeln und Fühlen bewusst sind und wissen, wie man sinnvoll damit umgeht. Insbesondere die (Weiter-) Entwicklung von Gesprächskompetenzen ist wichtig, damit Führungskräfte sich auf heterogene Zielgruppen einstellen und die Kommunikation angemessen gestalten können.  

Ihre Führungskräfte sollten mit Quereinsteigern und Quereinsteigerinnen zu Beginn der Zusammenarbeit gegenseitige Erwartungen klären z. B. mit Hilfe von Fragen wie z. B. „Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit besonders wichtig? oder „Was brauchen Sie, damit Sie Ihre Motivation beibehalten und gut arbeiten können“. Gleichzeitig sollten Sie regelmäßig in Einzelgesprächen nachfragen, wie die Zusammenarbeit gerade erlebt wird und ob es Punkte gibt, die sich der neue Mitarbeiter oder die neue Mitarbeiterin anders wünscht. Es geht hierbei nicht um „Wünsch Dir was“, sondern darum, gemeinsam auszuloten, was im Rahmen der Möglichkeiten liegt und vor allem Beziehungen im Dialog zu gestalten. Oft tragen schon aktives Zuhören und ernstes Auseinandersetzen mit Bedürfnissen dazu bei, dass Mitarbeitende „sich gesehen“ fühlen und damit nachhaltig motiviert sind. 

Auch wenn es für Sie manchmal eine zeitliche Herausforderung ist, zeitnah Feedback auf E-Mails zu geben: Investieren Sie die Zeit. Und wenn es nur ein kurzes „Danke“ oder „Ich melde mich so bald wie möglich“ ist. Es sind oftmals die kleinen Alltagshandlungen, die dazu beitragen, Motivation im Team aufrecht zu erhalten und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zu gestalten sowie zu pflegen.     

 

Organisieren Sie ein Mentoring für Quereinsteiger

Mentoren und Mentorinnen für einzelne Gruppen und Personen leisten durch ihre persönliche Begleitung einen wichtigen Beitrag, damit Integration besser gelingt. Sie sind daher ein wichtiger Erfolgsfaktor für einen erfolgreichen Quereinstieg. Als Mentorinnen und Mentoren sind oftmals erfahrene Mitarbeitende geeignet, die das Unternehmen lange kennen, in der Belegschaft einen guten Stand haben und eine hohe soziale Kompetenz mitbringen.  

Es zeigt sich: 

Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen können zukünftige kompetente Fachkräfte werden, wenn Sie die Rekrutierung kreativ und zielgruppenspezifisch gestalten und Sie bei der Integration einige bewährte Erfolgsfaktoren beachten. 
Viel Erfolg!