Auf den Punkt

Schnell. Mutig. Machen. Berlin!

Die Hauptstadt verliert sich zu oft im ideologischen Klein-Klein. Wir brauchen pragmatische Strukturen, die dringend nötige Veränderungen ermöglichen.
Meinung
In der Kolumne „Auf den Punkt“ ­positionieren sich im ­monatlichen Wechsel Mitglieder des ­Präsidiums zu wirtschaftspolitischen ­Fragestellungen aus ihrer persönlichen Sicht.
So herausfordernd war es schon lange nicht mehr für die Berliner Wirtschaft. Viele Unternehmen stehen vor gewaltigen Veränderungen. Inflation, Fachkräftemangel, lähmende Genehmigungsverfahren und die Kosten für die Energiewende belasten alle Branchen in der Stadt gleichermaßen. Gerade für produzierende Unternehmen geht es um die Wurst. Die Wettbewerbsfähigkeit ihrer Produkte mit allen dazugehörigen Konsequenzen steht auf dem Spiel. Das Bild der drohenden Deindustrialisierung macht die Runde.
Große Krisen und die dadurch ausgelösten Transformationsprozesse haben einiges gemein. Zunächst bergen sie neben hohen Risiken enorme Chancen. Wer die Chancen nutzen will, muss zügig und entschlossen handeln. Warten ist die schlechteste Option. Schnelligkeit ist König, weil Berlin mit anderen Metropolen der Welt im ständigen Wettbewerb um die besten Konzepte steht. Und gerade hier offenbart sich eine hausgemachte Kernschwäche Berlins. Wir verlieren uns zu oft im ideologischen Klein-Klein, statt endlich pragmatische Strukturen zu schaffen, die dringend nötige Veränderungen ermöglichen. Berlin ist reich an mutigen und motivierten Menschen, die Veränderungen voranbringen wollen. Die müssen dann aber auch machen dürfen, anstatt permanent mit überbordender Bürokratie und Dokumentationspflichten demoralisiert zu werden.
Was gilt es nun zu tun? Berlin braucht ein deutlich verbessertes staatliches Schulsystem, eine geringere Schulabbrecherquote sowie mehr Tempo bei der Verbesserung des dualen Ausbildungssystems. Die drei Spitzenuniversitäten müssen noch stärker mit Start-ups und Industrie vernetzt werden. Ferner gilt es die Förderung von Innovationen und universitären Ausgründungen weiter in den Fokus zu rücken. Die schon lange versprochene behördliche Digitalisierungsinitiative ist essenziell. Beim Ausbau der Infrastruktur für die Erneuerbaren bedarf es eines Masterplans unter Berücksichtigung von Grundlast und Kosten.
Ein kurzer Blick in die Berliner Geschichte zeigt deutlich:  Die Stadt ist ein Transformations-Champion. Die IHK Berlin trägt diese transformatorische DNA tief in sich. Mit ihren rund 320.000 Mitgliedern und den neu aufgesetzten Themenausschüssen beweist sie das einmal mehr eindrucksvoll. Die daraus erwachsene Verantwortung, die Stadt voranzubringen, ist gewaltig. Persönlich freue ich mich, unter der Führung von Sebastian Stietzel und Jan Eder hier in Zukunft noch aktiver mitwirken zu können.
Packen wir es alle gemeinsam an. Den Mutigen gehört die Welt.
Von Dr. Christian Matschke
Vorstandsmitglied bei Berlin Chemie und seit Dezember 2022 im Präsidium der IHK Berlin